Himmel und Hölle und Liebe

Ich habe lange überlegt ob ich diesen Artikel schreiben soll. Sehr lange. Ich hatte mehrere Versionen davon geplant und wieder verworfen. Manchmal sollten es mehrere Posts werden, manchmal habe ich mich von der Idee ganz verabschiedet. Jetzt habe ich beschlossen alles in einen großen Artikel zusammen zu fassen.

Kurz dazu in privater Sache: Hallo Frau Büker, das hier ist der Beitrag auf den Sie eigentlich schon so lange warten. Es tut mir leid, ich konnte mich wirklich nicht entscheiden. Und vielen Dank, dass sie so oft hier mit lesen!

So, jetzt wieder für alle. Heute geht es um Hochzeitstorten. Ich habe bisher drei Hochzeitstorten gemacht. Und jedes mal war es der Horror schlechthin und das Schönste überhaupt. Ich habe schon öfter Motivtorten gemacht, am meisten gelernt habe ich aber immer bei den Hochzeitstorten. Zum Glück waren die Brautpaare immer zufrieden. Ich eben nur so halb, aber das ist an den Tagen nicht wichtig.

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Das hier war meine erste Hochzeitstorte. Und meine zweite Motivtorte. Der reine Wahnsinn das überhaupt gewagt zu haben. Aber zu dem Zeitpunkt dachte ich „Ach kein Problem, wird viel Arbeit, aber das wird schon klappen.“ Ich hatte ja keine Ahnung. Absolut gar keine. Allerdings muss ich sagen, dafür ist sie doch relativ gut geworden.

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Die Torte war für meine Schwester und ihren Mann. Nachdem sie mich gefragt hatte, machte ich einige Skizzen und sie suchte sich eine aus. Natürlich die mit den meisten Rosen überhaupt. Aber ich hatte das ja vorgeschlagen. Also früh genug anfangen und helfen lassen und alles wird gut. „Füllung? Klar, könnt ihr frei entscheiden, geht alles.“ Sie wollten Buttercreme, Schokosahne und Mandarinensahne. Die erfahrenen Tortenbäcker unter euch wissen jetzt wieso die oberen beiden Etagen so rund sind. Das war absolut keine Absicht. Sahnefüllung verträgt sich nicht mit Fondant und wird schon gar nicht fest. Das wusste ich damals nicht. Und so im Nachhinein ist es mir völlig schleierhaft wieso ich da nicht recherchiert habe.

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Dann war auch noch der heißeste Tag des Jahres. Wer aufmerksam ist, sieht da links auch, dass sich eine der Rosen verabschiedet. Das diese Torte überhaupt gehalten hat bis zum Anschnitt, grenzt an ein Wunder. Aber beide fanden sie wirklich hübsch und sie war sehr lecker. Soweit ich mich erinnere fanden alle sie toll. Und mein Schwager sogar zu schade zum anschneiden. Gelernt habe ich, dass nicht alle Füllungen für Motivtorten funktionieren, wie man Löcher im Fondantüberzug flickt, dass man auch mal Aufgaben abgeben muss und ich bin besser im Rosenformen geworden.

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Danach schwor ich NIE wieder eine Hochzeitstorte zu machen. Es war stressig und wirklich viel Arbeit. ausserdem wollte ich kein Brautpaar enttäuschen. Aber ihr seht an dem Bild schon, das ist nicht die gleiche Torte. Diese Rosen sind etwas größer und glitzern. Wenn liebe Menschen Dinge sagen wie „Wir wissen du wolltest keine Hochzeitstorten mehr machen, aber wir wollten dich trotzdem fragen. Wir würden uns so freuen.“, dann kann ich einfach nicht nein sagen. Wer macht denn sowas? Mittlerweile hatte ich auch mehr Erfahrung mit Motivtorten. Ich stellte als Bedingung, dass sie nicht so groß wird und erklärte was möglich war. Zum Glück waren die beiden damit einverstanden.

Ich machte dieses Probetörtchen. Es schmeckte und alles war abgemacht. Die Füllung diesmal, Schokobuttercreme. Die besser schmeckende Buttercreme mit Pudding. Wer merkt was? Ja, Buttercreme und Fondant sind reines Glücksspiel. Bei einigen klappt es, bei anderen nicht. Aber ich hab ja getestet. Mit Schokobuttercreme klappte es, also alles gut.

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Die Etagen wurden nur halb so hoch wie ich gerne gehabt hätte, und auch die Rosen waren mir nicht groß genug, aber ansonsten klappte es überraschend gut. Ok, ich hatte einige „Tobsuchtsanfälle“ beim überziehen, aber das ist mittlerweile schon fast Standard. Obwohl es wird besser. Die Erfahrung und Übung lässt einen entspannter und sicherer werden.

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Wenn sich die Braut beim Anblick der Torte aber so sehr freut, dass sie anfängt zu weinen, ist alles vergessen. Ein besseres Kompliment und mehr Glücksgefühle kann man in dem Moment einfach nicht bekommen.

Also was durfte ich diesmal lernen? Die Fehler, die ich mit allen Kleinigkeiten sehe, sehen andere oft überhaupt nicht. Man sollte auf seine Fähigkeiten vertrauen und mutig sein. Man backt lieber doppelt als später zu wenig zu haben. Und Rosen sind eigentlich ziemlich einfach und können unzählige Blütenblätter haben.

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Tja, kommen wir also zur dritten Torte. Eine meiner liebsten und ältesten Freundinnen fragte ob ich ihre Hochzeitstorte machen würde. Sagste ja auch nicht nein. Und ich hatte ja jetzt auch schon mehr Erfahrung mit Torten. Dreistöckig und groß sollte sie werden, hui.

Ihr seht bei der Füllung ging ich auf Nummer sicher. Was auch ein wenig daran lag, dass meine Freundin direkt sagte „Aber keine Schokolade und kein Marzipan!“ Was?? Meine Standardfüllung war bisher Schokokuchen und Ganache. Dilemma. Ok, heller Teig, wird bestimmt nicht das Problem. Außen dann wohl Buttercreme, hat ja schon gut geklappt. Die leckere mit Pudding, ne?

Diesmal direkt vorab, bei dieser Torte habe ich gelernt, dass Buttercreme mit Pudding der beinahe Tod für Fondant ist.

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Die Torte bekam furchtbar viele Hugel und Blasen. Die schwarzen Ornamente, die meine Freundin sich gewünscht hatte verliefen. Ich verzweifelte, weil ich absolut keine Ahnung hatte woran das lag. Heute weiß ich das sehr gut.

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Beim Transport kamen wir in einen Regenschauer, was der Torte natürlich auch nicht gut tat. Sie lief immer weiter weg. Ausserdem war das Ding unglaublich schwer. Ich setzte mich mit ihr zusammen in den Kofferraum des Bräutigams und wir fuhren die paar Meter zum Raum. Dabei kippte sie mir fast einmal um und bekam eine weitere Delle. Ich war so unglücklich. Aber die Torte überlebte und insgesamt und kam in den Kühlschrank.

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Gut geklappt hat bei dieser Torte aber der Teil mit den Etagen. Schön hoch und einigermaßen grade Kanten. Leider war sie aufgrund des Teiges und der Füllung ziemlich mächtig. Aber sie hat, soweit ich das beurteilen konnte, allen geschmeckt.

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Wirklich stolz war ich diesmal auf die Rosen. Ich probierte eine neue Methode und sie wurden richtig schön groß und realistisch.

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Klar, nicht vergleichbar mit einigen Zuckerblumenkünstlern, aber für mich ein riesiger Meilenstein. Natürlich hatten auch sie mir einige Nerven gekostet. Ich hatte aber Wochen vorher angefangen und somit hat alles ganz gut geklappt.

Ich glaube ich bin meiner Freundin in den Wochen vor ihrer Hochzeit schon ziemlich auf die Nerven gefallen wegen der Torte. Das tut mir auch heute noch leid. Aber ich glaube sie war trotzdem ganz glücklich mit dem Ergebnis nachher.

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Als wir die Torte raus holten machten alle Gäste Fotos und das Brautpar durfte sie erstmal gar nicht anschneiden. Schon eine komische Situation. Die Rosen wurden nachher sogar teilweise mitgenommen. Eine von den kleinen liegt auch bei uns zu Hause unter einer Glasglocke. Es könnte sogar sein, dass es die auf dem Bild hier drüber ist.

Überraschenderweise ähnelten die Zuckerrosen sehr den echten Rosen der Tischdeko. Das war eigentlich gar nicht geplant, aber wirklich sehr witzig.

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Gelernt habe ich bei dieser Torte so einiges. Vorallem tolle Rosen zu machen und Blütenpaste selbst herzustellen. Die Sache mit den Fehlern und der Buttercreme natürlich. Und dass ich noch viel Übung brauche und das wohl auch immer so bleiben wird. Man lernt immer etwas!

Ich habe jede der Torten gern gemacht und bin wahnsinnig glücklich darüber, dass ich es durfte und sehr dankbar darüber, dass allen Brautpaaren ihre Torten gefielen. Vielen vielen Dank dafür!

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Und warum habe ich mich jetzt doch entschieden, über all diese Missgeschicke und wundervollen Erlebnisse zu schreiben? Ich wollte zeigen, dass nicht immer alles glatt geht. Und das muss es auch nicht. Fehler machen und etwas lernen gehört dazu, zu jedem Lebensbereich. Deswegen zeige ich euch heute auch Torten, die Fehler haben und nicht so gut gelungen sind. Sie machten trotzdem Freude. Und das ist viel wichtiger.

Naja und dann gibt es noch eine Neuigkeit, die ich bisher nicht mit euch geteilt habe. Auch wir benötigen bald eine Hochzeitstorte.

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6 Gedanken zu “Himmel und Hölle und Liebe

  1. Genau. Es muss nicht alles perfekt sein. Der Spaß muss im Vordergrund stehen. Und Hauptsache es schmeckt. Und das hat es 🙂
    Ausserdem macht man das ja nicht beruflich und kann es 3 Jahre lernen.

    Wir freuen uns auf den Sommer 😉 🙂

    • Ja das stimmt 🙂 aber grade bei solchen Torten hat man halt immer das Brautpaar im Kopf und möchte dass sie zufrieden sind. Damit ist es tatsächlich schwer den Perfektionismus abzuschalten 😉 aber ab einem gewissen Punkt muss das sein… :-*

  2. Ich kann so mitfühlen. Schlimm, wenn sich die ganze Arbeit einfach wortwörtlich auflöst. Das schlimmste was mir mal passiert ist, da hat sich der Fondant innerhalb kürzester Zeit komplett aufgelöst in so ein schleimiges Zuckerzeugs. 😦 Egal was die in Rezepten behaupten: Eine Marmeladenschicht ist nicht genug Schutz gegen eine Sahne-/Frischkäse-/Schmandcreme.

    • Jaa furchtbar 😦 und ich bin so dankbar, dass die Brautpaare trotzdem glücklich waren
      Mit Marmelade drunter hab ich glaube ich erst einmal gearbeitet. Das ist mir zu riskant. Hab mal gelesen dass es auch an der Art der Marmelade liegen kann. Bei manchen geht es bei anderen nicht o.o

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